Yogabasics – Warum der Atem beim Yoga so wichtig ist

Der menschliche Atem ist ein mächtiges Instrument. Er fließt fast ohne dein Zutun in und aus deinem Körper und hält dich nicht nur am Leben, er kann auch – richtig eingesetzt – für einen ruhigen, konzentrierten und wachen Geist sorgen. Tiefe ruhige Atmung stärkt außerdem das Immunsystem und gibt dir mehr Energie. Viele gute Gründe einmal näher hinzuschauen!

Das bewusste Atmen während der Asanas macht Yoga erst zu Yoga, während in anderen Disziplinen die Atmung eine untergeordnete Rolle spielt.

Yoga und Atem

Deine Atemluft wird durch die Atmosphäre und den in den Lungen entstehenden Unterdruck in dich hineingedrückt und nicht von dir hineingezogen, wie du vielleicht bisher dachtest. Eine sehr interessante Sache. Im Yoga sagt man Das Universum atmet dich. Jetzt weißt du wieso. Die Einatmung ist also meist eine passive Handlung, während die Ausatmung durch deine Muskeln erzeugt wird, indem der Körper „leergequetscht“ wird – um den wiederum nötigen Unterdruck zu erzeugen, der dich dann einatmen lässt.

Wir sitzen fast alle zu viel und haben zu viel Stress der die Schultern einsacken lässt. Ein eingeengert Brustkorb und eine zu flache Atmung sind oft das Resultat. Nun die guten Neuigkeiten: Du kannst dir eine bewusstere tiefere Atmung antrainieren. Und hier kommt Yoga ins Spiel.

Ohne richtiges Atmen ist Yoga auch nur Gymnastik!

Mittels verschiedener Asanas lernst du deine Atemmuskulatur bewusst einzusetzen, zu dehnen und zu kontrollieren. Das hat nach längerer Praxis den Effekt, dass du länger und tiefer atmen kannst und somit mehr Sauerstoff aufnimmst. Das wiederum wirkt sich sehr schnell sehr positiv auf deinen Körper aus.
Kleinere Krankheiten, Kopfschmerzen und andere Wehwehchen bleiben mir auf jeden Fall eher erspart, wenn ich regelmäßig Yoga praktiziere.

Außerdem hilft dir ein tiefer konstanter Atem beim Üben sehr dabei den Fokus auf das Hier und Jetzt während deiner Praxis zu richten, denn Achtsamkeit ist das A und O während du auf der Matte stehst!

Balance zwischen Prana und Apana

Mit der Einatmung wird frische Luft in deinen Körper gesogen und mit der Ausatmung verbrauchte Stoffe ausgestoßen. Prana und Apana nennt man das im Yoga. Diese beiden Kräfte sind unbedingt ins Gleichgewicht zu bringen.

Apana heißt nach unten gehend. Apana Vayu ist der nach unten gehende Hauch, die nach unten gehende Energie. Bei Apana und Prana kann man auch sagen, dass wenn du einatmest, ist das auch Apana und wenn du nach oben ausatmest ist das Prana. (Quelle: https://wiki.yoga-vidya.de/Apana_Vayu )

Wenn du bisher vielleicht dachtest, dass eine tiefe Atmung hauptsächlich aus einer tiefen Einatmung besteht, kann ich dir heute sagen: großer Fehler! Eine gleichlange ebenso bewusste und kontrollierte Ausatmung ist genauso wichtig. Denn beim Ausatmen werden verbrauchte Luft und Giftstoffe ausgestoßen und machen Platz für neue frische Energie.

Kontrolle des Geistes durch Atem

Du hast bestimmt schonmal Sprichwörter wie Halt mal die Luft an! oder Da bleibt mir die Luft weg. oder Jemand hat den längeren Atem oder Etwas verschlägt dir den Atem gehört!? Diese Redewendungen kommen nicht von ungefähr. Sie sind entstanden, da der Atem sich direkt an deine Gefühle und deinen Gemütszustand anpasst. Wenn du gestresst bist atmest du flach und schnell, der Puls steigt somit. Auf einen Schock reagierst du vielleicht mit einer kurzen Atempause (Da stockt mir der Atem!). Unser Ziel im Yoga ist es ja generell einen klaren Geist zu bekommen und zu bewahren. Wie machst du das? Richtig, mit dem Atem.

When you can control your breath, you can control everything.

Swami Sivadasananda

Was super interessant ist: Der Atem passt sich nicht nur deiner Stimmung an – es geht auch andersherum!
Diese beiden sind durch unser Nervensystem untrennbar miteinander verbunden. Versuche es doch mal. Wenn du zB bei der Arbeit gestresst bist und dein Atem automatisch schneller und flacher wird hast du die Möglichkeit gezielt gegenzusteuern und „erstmal tief Luft zu holen“. Dein Puls und auch dein Stresslevel sinken direkt durch eine tiefe langsamere Atmung!

Dein Gemütszustand beeinflusst nicht nur deine Atmung – deine Atmung beeinflusst auch deinen Gemütszustand!

Unterstützung der Muskeln

Das klingt schon toll für dich? Dein Atem kann noch mehr. Bei der Ein- und Ausatmung wird der Bauch- und/oder Brustbereich mit Luft gefüllt und dehnt sich aus. Das hat auch zur Folge, dass der restliche Körper sich „verformt“, wie zB die Wirbelsäule.
Test: Atme mal bewusst ganz tief ein und aus und achte, wie deine Rippenbögen und deine Wirbelsäule sich dabei mitbewegen und ausdehnen. Spürst du das?

Während du Yoga übst, also während du eine Asana hälst oder dich in die Übung hinein bewegst machst du das im Yoga immer zusammen mit deinem Atem. Das hat den Grund, dass die Luft im Oberkörper zusätzlich zB deine Wirbelsäule halten und stabilisieren kann. Auch kann man sie so gewollt dazu bringen einem Hohlkreuz entgegenzuwirken. Praktisch oder?

Pranayama

Pranayama nennt man die Atemübungen, die man üblicherweise als fortgeschrittener Yogi anfängt zu praktizieren. Pranayama wird unter anderem auch von Astronauten, Surfern und Tauchern praktiziert, denn Ziel ist es hier eine vollkommene Kontrolle des eigenen Atems zu erlagen.

Viele diese Techniken sind sehr machtvoll und werden deine übliche Praxis und vielleicht auch vieles in deinem Leben ändern, daher sollten sie nur von erfahrenen Yogis und/oder unter guter Anleitung praktiziert werden.

Deine Atmung fand für dich vielleicht bisher unbewusst statt, aber sie ist immer da. Jeden Tag. Jede Minute. Eine einzige Konstante. Es lohnt sich sehr, wenn du dir deiner Atmung etwas mehr bewusst wirst und lernst sie zu kontrollieren und für dich zu nutzen. Dein Geist wird es dir danken – du wirst sehen!

21 Kommentare bei „Yogabasics – Warum der Atem beim Yoga so wichtig ist“

  1. Yoga möchte ich schon länger mal ausprobieren, daher werde ich mir deine Seite auf jeden Fall merken!

    1. Hi Cinchita, ja sehr gerne! 🙂 Das freut mich!

  2. Das nenne ich mal einen spannenden Einblick! Wie viel Yoga eigentlich mit der Atmung zusammenhängt war bis dato gar nicht klar – und das, obwohl ich einen Kurs in einem extra Yogastudio angefangen habe 😀
    Nun ja, der Kurs war insgesamt nicht so toll, weshalb ich Yoga erst mal wieder über Bord geworfen habe. Aber ich glaube ich will dem noch mal eine Chance geben demnächst. 🙂

    Liebe Grüße
    Sarah von DamnCharing

    1. Schade zu hören, dass es in dem Kurs nicht so toll lief aber dennoch gut, dass du dem ganzen eine zweite Chance geben willst! Das ist es auch wirklich wert 🙂

  3. Wirklich sehr spannender Beitrag. Ich habe leider noch nie Yoga gemacht. Aber ich sollte es glaub mal probieren.

    LG Jasmin

    1. Danke, Jasmin! Ja, nur zu. Zu verlieren hast du ja nichts! 😉

  4. Ein sehr cooler Artikel. Habe richtig gemerkt, wie ich beim Lesen anfange, auf die Atmung zu achten. Ich habe im Studium mal Yoga gemacht, da war es der Lehrerin auch sehr wichtig, dass wir auf die Atmung achten.

    1. Danke, Cynthia! Warum hast du damals aufgehört?

  5. Wenn ich das so lese, sollte ich mich doch etwas mit Atemübungen beschäftigen. Mein Arzt sagt mir schon immer, dass ich total falsch atme und solche Übungen machen sollte.
    Liebe Grüße
    Sigrid

    1. Wahrscheinlich atmest du zu flach. Es würde dir auf jedenfalls viel bringen dir eine tiefere Atmung anzugewöhnen. Probier es doch mal aus!

  6. Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht, dass bewusstes Atmen großen Einfluss auf den Körper und das Wohlbefinden hat. Tief durchzuatmen hilft mir in allen möglichen Situationen – und auch bei der Geburt meines Kindes war es eine große Hilfe.

    1. Ja stimmt – bei der Geburt muss es auch echt hilfreich sein. Es freut mich, dass du das schon für dich entdecken konntest!

  7. Ich habe mal Luna-Yoga gemacht, gut auch für Frau von Format. Leider wird es nicht mehr angeboten, auch nicht speziell Yoga für dicke Frauen, schade. Danke fürs Erinnern an die Atmung. Liebe Grüße

    1. Wo kommst du denn her? Hier in Hamburg gibt es schon ab und an mal Angebote für Luna Yoga. Allerdings nicht sehr häufig, das stimmt leider!

  8. Liebe Anni,
    Ich habe schon oft Joga ausprobiert – aber irgendwie ist es einfach nicht meins. Trotzdem fand ich deinen Beitrag super informativ und gut geschrieben. Vielleicht probiere ich es doch nochmals aus.

    Liebe Grüße und schönen Wochenstart!
    Verena

    1. Na dann trotzdem danke für dein Interesse 🙂

  9. Hallo 🙂
    Sehr interessanter Beitrag, obwohl ich mich mit Yoga
    bisher nicht befasst habe -trotzdem hat mir dein Artikel wirklich gut gefallen 🙂
    Viele Grüße und noch einen schönen Abend
    Jay

    1. Hi Jay,
      das freut mich dann noch mehr 🙂

  10. Wirklich spannend und eigentlich so logisch das Atmen etwas so wichtiges ist und wir es so oft vernachlässigen. Ich selbst habe jetzt noch kein Yoga gemacht, aber Atemübungen sind mir nicht fremd.
    Danke für die Erklärungen.

    LG aus Norwegen
    Ina
    http://www.mitkindimrucksack.de

  11. liebe Anni,
    ein toller und für much auch sehr hilfreicher Beitrag! denn leider ist es gerade der Atem, mit dem ich beim Yga am meisten Probleme habe … man sagt ja eigtl. der Atem sei bei Yoga der beste Lehrer, nur komme ich dabei immer wieder aus der Ruhe 😉

    könnte das evtl. daran liegen, dass mein Atem generell sozusagen „anders tickt“, weil ich zu Asthma neige (als Kind hat ich starkes, chronisches Asthma)???

    liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

    1. Das sollte eigentlich nicht das Problem sein, da du deine Bewegung ja dem Atem anpasst und nicht anders herum. Damit im Kopf sollte es jedem gelingen 🙂

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